Eco Reichweite Steps E8000 im BMC Alpenchallenge Amp

Mal wieder gibt es einen Pedelec-Reichweiten-Artikel. Die notwendige Vorrede dazu kann man beim Bosch Active Line Plus Reichweiten-Artikel (Erster Absatz: „Zu diesem Blogartikel“) lesen. Bitte unbedingt beachten, denn was hier nun steht, darf keinesfalls 1:1 auf andere Fahrer/innen oder Fahrräder übetragen werden. Das wäre völlig sinnlos. Vielmehr sind das hier total individuelle, nicht repräsentative Experimente, und sonst nichts.

Diesmal geht es um den Shimano Steps E8000 Antrieb im sportiven BMC Alpenchallenge Amp Sport LTD Pedelec. Dokumentiert ist die dritte Akkuladung, runtergefahren ausschließlich im energiesparenden ECO Modus während 6 kurzer Hinterlandrunden. Dabei ging es tatsächlich von angezeigten 100% bis 0% Akkuladung.
Alle Daten ersieht man aus folgender Tabelle.

Anzahl Etappen6
Fahrweiseambitioniert breitensportlich, aber auch mal etwas entspannter
Kilometer195 km
Höhenmeter2297 Hm
StreckenbeschaffenheitAsfalt und festgefahrene Schotterstrecken
Radumfang im Antrieb2143mm - Displayanzeigen so gut wie identisch mit Garmin Edge 130 Fahrdaten, Abregeln erst bei "echten" 25 km/h
AkkuShimano BTE8010 504Wh
FahrstufeImmer ECO, Werkseinstellung, aber in E-Tube auf "Low" gesetzt, keine Leistungsreduktion oder anderweitiges Customizing
BereifungVittoria Terreno Zero 37 x 622
Luftdruck3,5 bar bis 4,5 bar
Restradius vor letztem Ausschalten20
Restradius nach Wiedereinschalten0
Lichteinstellung im AntriebDeaktiviert
Restbalken vor letztem Ausschalten1 roter Balken
Restbalken nach Wiedereinschalten0
Temperatur0°C bis 10°C
Steps E8000 Antriebsdaten nach Leerfahren
Steps E8000 Antriebsdaten nach Leerfahren

Zusammenfassung

Meine Gedanken dazu: Die Reichweite des Steps E8000 ist ok. Man liest ja, daß die effektive Akkukapazität des BTE8010 Akkus deutlich unter den angegebenen 504Wh liegt, und man daher im Vergleich zu beispielsweise Bosch mit 500Wh Powerpack geringere Reichweiten erzielt. Das kann ich nicht ausschließen, zumal hier mit antriebsseitig deaktiviertem Licht gefahren wurde, was beim Steps System – anders als bei Bosch – auch einen deutlichen Unterschied ausmachen soll.
Es kommt hinzu, daß der Abbau der Akkukapazität bei Shimano nicht so linear und nachvollziehbar wie bei Bosch verläuft. Das Bosch Akkumanagement ist solide und stets vertrauenswürdig. Das ist deren Stärke. Bei Shimano erlebt man Schwankungen zwischen mehreren Fahrten, und am Ende der letzten Runde wurden noch 20km „Radius“ angezeigt. Nach Aus- und Einschalten war es aber komplett vorbei. Kein Radius, keine Restkapazität. Also bei Fahrten ans Limit das System besser nicht mehr abschalten!
Auch der unberechenbare Verfall des Shimano Systems ab 2 Balken abwärts ist leider nachvollziehbar. Nach vier der sechs Runden wurden noch 52% Rest-Akkukapazität ausgelesen. Nach fünf Runden waren es 34%. Die fünfte Runde war anstrengend und hatte vergleichsweise viele Höhenmeter, insofern war dieser Abfall in der zweiten Hälfte noch erstaunlich gering. Die sechste eher flache Runde ließ dann trotz hoher Eigenleistung die verbliebenen 34% restlos verdunsten. Es empfiehlt sich, ab 2 Balken abwärts präventiv auf Eco Stufe runterzugehen, um noch eine realistische Restreichweite zu haben. Auf Trail und Boost kann es schlagartig vorbei sein.
Aber immerhin: den letzten Anstieg der sechs Fahrten – die Bertenödstrecke von Ering aus, also ca 200 Höhenmeter mit bis über 12% Steigung – bin ich komplett auf dem letzten roten Balken gefahren, was mich überrascht hat. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Vielmehr habe ich mit Abschaltung des Antriebs in der Steigung gerechnet.
Und es versteht sich daß während der gesamten dokumentierten Strecke der Antrieb „wirksam“ war, also bei den Abschnitten mit Geschwindigkeit unter und um 25km/h stets aktiv, niemals Sparefrohmodus auf Stufe 0. Über das Kadenzlimit des E8000 bin ich in diesem niedrigeren Geschwindigkeitsbereich so gut wie nie gekommen.

Für den Shimano Antrieb sprechen dennoch einige Punkte:
Grundsätzlich ist diese ermittelte Reichweite für mich ok. Das ist nicht schlecht. Ich bin kein leichter Fahrer, und die erzielten Höhenmeter sind beachtlich. Diese wären ohne Hilfsantrieb bei 44/34 Übersetzung absolut nicht fahrbar gewesen. Unsere Rampen hier haben durchwegs um die 12% Steigung mit Spitzen bis 15%. Der Antrieb hat hier trotz der energiesparenden Eco Stufe nennenswert mitgeholfen, mehr als man subjektiv fühlt.
Mein Steps System hat einen Radumfang von 2143mm eingestellt, und damit sind die Antriebsdaten nahezu identisch mit den Daten aus dem Edge 130. Das System regelt bei echten und soliden 25km/h erst ab, anders als das defensive Bosch System, welches bereits unterhalb von 25km/h abzuregeln begann, was verständlicherweise die Reichweite beeinflusst.

Ergänzung zum Antrieb

Zum E8000 Antrieb selbst gibt es eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Hier wurde bereits ausführlich der Ersteindruck beschrieben. Der E8000 schiebt bei radfahrtypischer Kadenz bergauf sehr stark an und besticht durch die superfeine organische Regelung. Schaltvorgänge sowie Wiegetritt, zudem das punktgenaue Ein- und Ausregeln funktionieren perfekt. Das ist ein Highend-Antrieb für echtes Radfahren. Nur das laute Laufgeräusch steht dem leider entgegen.
Bei meiner typischen Einsatzweise, hügelige Kleinstraßen mit vorwiegend Asfalt, würde ich mir allerdings eher die Bosch-typischen Fahrstufen wünschen, mit denen ich immer wunderbar klargekommen bin. Eco ist mir ein wenig zu schwach für normalen Einsatz, die starken Modi Trail und Boost hingegen mögen für Offroadeinsatz gut geeignet sein, bei Asfaltstrecken hätte ich da aber gerne noch etwas dazwischen, oder alternativ beim Trailmodus eine viel schwächere Progression, die die starke Spitzenleistung des Antriebs wirklich nur bei hoher Eigenleistung abruft. Da nutzt auch die Low-Einstellung der E-Tube App nichts.
Es gibt aber zum Glück Möglichkeiten, die Shimano Modi feiner abzustimmen, so daß von der Idee her Eco der Langstrecken-Akkusparmodus („Minimal Assist“), Trail eine Art Allround-Tourmodus und Boost eben der Vollschubmodus ist, sofern man ihn mal wirklich haben will um sich eine zähe Steigung hinaufzuzoomen. Zum normalen Anfahren bei Stop&Go im Alltag würde ich den E8000 Boost allein schon aufgrund der Kettenhaltbarkeit nicht nutzen.

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2 thoughts on “Eco Reichweite Steps E8000 im BMC Alpenchallenge Amp

  1. Hallo Philipp,

    super Beitrag von Dir – Ich bin auf ihn gestossen weil ich praktisch das gleiche Bike habe. Anstatt dem Sport hab ich das City (BMC Alpenchallenge Amp City LTD). Ich hab das jetzt ein 1/2 Jahr und ich wundere mich wegen der geringen Reichweite – Anzeige ist beim neu geladenen Bike bei 95 km Eco und das schaff ich in Realsituation gerade mal so. Motor ist der gleiche wie bei Dir.
    Scheint, dass mein Akku von beginn an schon nicht die Leistung bringt wie er sollte.

    Danke Dir auf jeden Fall für den Vergleich – so bin ich mir sicher, dass etwas nicht stimmt.
    Hab das Bike „Online“ gekauft – nun heisst es einen Weg zu finden wie ich das ersetzt bekomme.

    Gruss Florian

    1. Bitte lese unbedingt meine „Reichweiten-Vorrede“, die in diesem Blogartikel oben verlinkt ist (steht nämlich bereits bei einem früheren Reichweitenartikel). Diese von mir ermittelten Daten sind keinesfalls übertragbar. Das ist absolut mein Ding, hängt von meiner Fahrweise mit relativ hoher Eigenleistung um die 200W ab, entspricht in keinster Weise einer typischen „entspannt kurbelnden“ Pedelecnutzung. Ich halte den von Dir angegebenen Wert real für plausibel, also das könnte schon sein. Das muß keinesfalls ein Indiz für ein Problem sein. Ich kenne natürlich Deine Fahrweise nicht. Mein Blog hier beschreibt nur meine Erkenntnisse, worauf ich in der verlinkten Vorrede auch deutlich hinweise. Also ich wäre da relativ vorsichtig, solche Werte als Anlass für eine Reklamation zu nehmen!

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