Scheibenbremse am Streetstepper RS20

Der Streetstepper RS20 hat eine Scheibenbremsaufnahme nach IS2000 Standard am Hinterrad. Zusammen mit dem ohnehin geplanten Umbau der Shimano Sora Schaltung liegt der Einsatz einer hinteren Scheibenbremsanlage nahe, zumal die Hinterradnabe meines Umrüst-Radsatzes ohnehin eine Bremsscheibenaufnahme besitzt. Zu diesem Zweck wurde ein Magura MT4 System mit 160mm Scheibe bestellt. Beim verwendeten Hinterrad mit der edlen und leichten DT Swiss 350 Straight Pull Nabe wurde zudem die Kinetix Comp Felge mit Bremsflanken ausgetauscht gegen eine sehr leichte aber deutlich breitere Gingko 28-Loch Disk-Felge. Dies ist eigentlich eine Alienation BMX Deviant Vorderradfelge, die aber für normale (nicht-BMX) Einsatzweise laut Gingko problemlos als Hinterrad verwendet werden kann. Damit habe ich im Streetstepper nun ein schönes, sehr stabiles und dabei superleichtes Scheibenbremshinterrad. Update Juli 2015: diese Felge hat leider nur 14 Monate durchgehalten, dann begannen die Speichennippel aufgrund der Speichenspannung im Felgenbett Risse zu machen.


Die MT4 mit dem 160mm Rotor und entsprechendem IS2000 auf Postmount Adapter (im Set bestellt) war problemlos zu montieren. Die Magura Storm Bremsscheibe wurde mittels eines DT Swiss Centerlock Adapters auf der DT350 Nabe verschraubt. Die Streben des hinteren Kotflügels konnten leicht abgeknickt und außen an der Bremszange berührungsfrei vorbeigeleitet werden. Nach dem Kürzen und Entlüften der Bremsleitung sowie genauer Ausrichtung der Bremszange wurde die neue Bremse bei einer ersten abendlichen Runde eingefahren bzw. -gebremst.
Streetstepper RS20 am Ranzenberg
Streetstepper RS20 am Ranzenberg

Die MT4 ist eine Scheibenbremse nach meinem Geschmack: eine radiale Bremspumpe, die wenig Platz am Lenker beansprucht und einen weichen Druckpunkt am Hebel bei fein dosierbarer Bremswirkung und sehr guter Bremsleistung bietet. In Fahrt bzw. im Montageständer gibt es keinerlei Anschleifen der Beläge. Beim Bremsen arbeitet das System bisher nahezu geräuschlos. Im heißgebremsten Zustand gibt es u.U. ein dezent singendes Geräusch, aber das von vielen Systemen bekannte laute Quietschen tritt nicht auf. Bei meiner Glocknerabfahrt (Video ist in diesem Artikel eingebettet, Downhill ab 05:30min) wurde die Bremse sehr beansprucht und arbeitet während der gesamten Abfahrt 100% quietschfrei.
In manchen Foren findet man zu diesem Bremstyp Aussagen über zu schwache bzw. wenig bissige Bremsleistung. Das kann ich zumindest für meine 406mm (20″) Felge nicht verifizieren. Man muß allerdings unbedingt gründlich und notfalls mehrfach entlüften, wenn sich der Hebel zu weit durchziehen lässt, bzw. wenn gar kein Druckpunkt fühlbar ist. Sehr schnelles Durchdrücken des Hydrauliköls hat bei mir noch einige Luftblasen hochgefördert.
Sobald in Fahrt die Bremse warmgebremst ist, erreicht man mit den Serienbelägen nach Bedarf eine beeindruckende Bremswirkung, ohne daß man am Hebel viel Kraft braucht. Die Bremse hat dabei aber keinen harten Druckpunkt, sondern lässt sich perfekt über weichen Hebelzug dosieren. Das ist natürlich eine Geschmacksfrage, und ich bevorzuge eine derartige Auslegung gegenüber einem harten Druckpunkt. Ich dosiere die Bremsleistung lieber fein über den Hebelweg als über Zugkraft am Hebel.

Der Streetstepper ermöglicht im Bedarfsfall eine schnelle und vollständige Gewichtsverlagerung nach hinten. Man bringt daher im Unterschied zum herkömmlichen Fahrrad den Stepper selbst in steilem Gefälle allein über die hintere Bremse(!) schnell zum Stehen, wenn man sich beim Bremsen so weit es geht nach hinten lässt. Man hat somit eine leistungsfähige und belastbare sowie weitgehend wetterunabhängig arbeitende Bremse, welche ohne Felgenverschleiß auskommt. Die Umrüstung hat ihren Sinn, auch wenn ich am Vorderrad mangels Bremszangenbefestigungsmöglichkeit bis auf weiteres bei der serienmäßigen V-Bremse bleibe.

Allerdings plane ich bereits die Gabelumrüstung, zumindest in der Theorie. Eine entsprechende Anfrage an Hot Chili nach einem Gabelumbau wurde gestellt. Es gibt zwar viele schöne und sogar leichte 20″ Trialgabeln, sowie einige BMX Gabeln mit Bremszangenaufnahme, jedoch sind nicht alle notwendigen Kriterien erfüllbar. Man benötigt eine Gabel mit einem sehr langen Stahlschaft mit Schaftgewinde, sowie ein Loch zur Befestigung von Beleuchtung und Kotflügel. Dies in Verbindung mit einer Bremszangenhalterung ist leider nicht so einfach aufzutreiben.

Wie dem auch sei, ich habe mir inzwischen ein zweites weiß/schwarzes MT4 Scheibenbrems-Set mit 160mm Scheibe beschafft (diese Bremse ist leider nur noch vereinzelt erhältlich) für eine spätere Umrüstung am Vorderrad, oder eben ggfs. für ein anderes Fahrrad. Das praktische MT4 System kann nämlich wahlweise am Vorder- oder Hinterrad verwendet werden. Die Flipflop Hebel können nach Belieben links oder rechts montiert werden. Die Bremszange kann via Adapter wahlweise vorne oder hinten eingesetzt werden, wobei man den Fitting der Bremsleitung an der Bremszange nach Bedarf verdrehen kann. Einzig der Bremszangenadapter muß ggfs. passend beschafft werden, je nach Aufnahme. Eigentlich ein geniales System.

Update Juli 2015

Meine Nachrüst-Leichtbaufelge reisst an Nippellöchern unter Speichenspannung
Meine Nachrüst-Leichtbaufelge reisst an Nippellöchern unter Speichenspannung
Übrigens: Meine fürs Eigenbau-Hinterrad verwendete Alienation Deviant Felge ist zwar leicht, aber hält einer höheren Speichenspannung nicht stand. Aktuell baue ich das Hinterrad mit der DT Swiss Nabe und einer robusteren 28 Loch Felge nochmals auf. Mit dem Serienradsatz des Streetsteppers hat das nichts zu tun, der ist sehr robust, aber ich verwende ihn nicht.

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